Dienstag, 1. September 2009

working days...

Heute erzaehle ich euch mal was ueber meine Arbeit! Spannend!

Am "spannendesten" ist eigentlich der Weg dahin: Ich stehe zwischen 6.00 und 6.30 auf - eine Zeit, in der ich zu Chemnitzer Zeiten mich lieber noch umdrehe... Heute war ich aber schon automatisch, ohne Wecker punkt (!) 6 wach.
Nach einem ausgiebigem Fruehstueck verlasse ich das Haus gegen 7.15. Ich habe einen 20min Spaziergang vor mir. Aber um ehrlich zu geniesse ich den (im Buero sitze ich ja eh die meiste Zeit). Der Weg fuehrt vorbei an lauschige japanische Eigenheimen und Appartmentanlagen. Mir entgegenkommende Japaner klotzen mich dann schon gern mal an...was will denn auch eine wie ich so zeitig in so einer un-touristischen Gegend?! Weiter gehts vorbei an schoenen Vorgaerten, einem Bambuswaeldchen und sogar einem Tempel.

Aber die Strasse fuellt sich allmaehlich mit Leuten & alle haben nur ein Ziel: die Bahnstation der Tobu-Noda-Line! Dort angekommen sollte man moeglichst weit den Bahnsteig hinter gehen, um dann in die hinteren (Frauen-) Wagons steigen zu koennen. Schaffe ich manchmal sogar. Wenn nicht, hab ich 15min Fahrt vor mir, in denen man vorher ganz tief Luft holen muss. Im Zug selber kann man nur schwer atmen: es ist einfach extrem voll. Wirklich richtig voll. So, wie wir dass aus dem Fernsehen kennen.

An der naechsten groesseren Station muss ich umsteigen. Heute musste ich irgendwie schmunzeln: hunderte von Menschen stroemen zum selben Zeitpunkt aus dem Zug und schieben sich wie eine mehr oder weniger zaehfluessige Masse zu den naechsten Bahnsteigen. Und ich mitten drin & kann dabei mehr oder weniger leicht von oben auf das Schauspiel blicken.

Hab ich dann den naechsten Bahnsteig erreicht, ist der ankommende Zug natuerlich schon total gefuellt. Aber auch hier gilt, schnell zu den Frauenwagons...manchmal ist da noch mehr Luft. Nach etwa 1/2h Fahrt kann ich manchmal mir sogar einen Sitzplatz ergattern. Insgesamt dauert es dann noch 1h mit der Saikyo-Line (von SAItama nach toKYO) - ein echter Hardcore-Pendler-Zug. Uebrigens sind die Zuege immer puenktlich! Komme, was wolle (naja, ausser vielleicht bei Erdbeben).

Waehrend der Fahrt hat man allerdings ausgiebig Gelegenheit die Spezie Tokyoter zu betrachten: 60% starren auf ihr Handy o. aehnliches, 35% schlafen (egal im Sitzen, im Stehen - alles moeglich), 4% lesen ein Buch, 1% steht nur rum & guggt. Ich gehoere wohl eher zu den letzteren.

Ausserdem bekommt man die neuesten (mehr oder weniger) Modetrends von der Strasse mit...hier ne kleine Auflistung:

- Handyanhaenger (auch an Kamera, Taschen, usw.) in allen moeglichen Formen, Farben, Groessen. Je mehr, desto besser. Ich habe noch keine(n) (!) ohne sowas gesehen.
- bei Maennern der letzte Schrei: Frauenhandtaschen (steht aber wirkl. nur den Boys unter euch mit der etwas weiblicheren Note)
- Frauen sind nur auf hohen Absaetzen unterwegs, komme was wolle! Selbst Gummystiefel muessen Absatz haben. Ebenso habe ich auch schon Chucks mit Keilabsaetzen rumlaufen sehen.
- des weiteren achtet die Tokyo-Frau extrem aufs Aeussere...da wird sich auch in der Bahn mit Mega-Spiegel geschminkt & staendig an der Haaren gezupft. Naegel sind immer manikuert und lackiert...es muss was auffaelliges sein.

Natuerlich sind das hier alles nur Klischees! Aber ich hab ja waehrend meiner Bahnfahrt Zeit, mir darueber Gedanken zu machen... ^^

Jedenfalls komme ich irgendwann an meiner Zielstation "Tennozu Isle" an. Das ist ein reiner Buerokomplex. Nix tollen in erlaufbarer Reichweite...ausser das es direkt am Wasser/Kanal liegt. Wenn ich 9.00 da bin, bin ich also schon 3 Stunden unterwegs.

Ich sitze in einem Grossraumbuero & alle arbeiten immer ganz konzentriert. Habe manchmal das Gefuehl, dass die wirklich nur arbeiten & wenn sie reden, dann ueber Arbeit. Aber ich glaube, dass liegt natuerlich auch am Sprachproblem. Ich bin in einer deutsch-japanischen Firma. Mein Chef ist deutscher, die Angestellten alle Japaner. Die sind auch alle sehr nett und hilfsbereit...aber eben recht still. Private Gespraeche gibt es da kaum. (Ich habe aber auch von anderen deutschen Praktikanten gehoert, dass es in Japan natuerlich auch andere Beispiele gibt!).

Am tollsten an meiner Arbeit ist der Ausblick aus dem Cafeteria-Raum! 15th Floor! Ae draum bei Sonnenuntergang (s. Foto). *g* Mittags holen wir uns meistens ein sogenanntes "o-bento" (s. Foto)und essen es oben im dem Gemeinschaftsraum oder unten am Wasser. Ach, und ich habe sogar schon ein Notbett im Buro gesichtet: Falls es jmd. also nicht mehr nach Hause schafft (die letzte Bahn fahrt auch schon gegen Mitternacht! In Tokio!) Und die Toilletten sind auch der Hit: Oftmals geht automatisch beim Betreten ein Wasserfallgeraeusch los. Man schaemt sich naemlich seiner natuerlichen Geraeusche beim Toilletengang. Manchmal kann man sogar zwischen verschiedenen Geraeuschen waehlen - muss ich mal ausprobieren. Ich habe gelesen, dass v.a. die Damen frueher, als es diese Wahnsinns-Hightech-Klos noch nicht gab, staendig die Spuelung gedrueckt haben. Da ist diese Variante jetzt doch Wesentlich umweltschonender und sparsamer!

Nachmittags darf ich puenktlich 17.15 Schluss machen. Nur 7h Stunden muessen wir Prakis arbeiten. Daran koennt ich mich gewoehnen. Dann gehts aber denselben Weg wieder "nach Hause" oder ich fahre noch schnell irgendwohin einen Weg erledigen. Bin dann so zwischen 20.30 und 22.30 bei der Gastfamilie. Dann Abendessen, duschen, noch bisschen quatschen...Bettchen!

Gute Nacht ihr Lieben!

P.S.: Mein Kulturschock hat, glaube ich ,bereits schon die Stufe "Kriese" (hatte ich gestern kurz) ueberschritten (s.: http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturschock)...eigentlich muss man alles, was einen so nervt, mit Humor nehmen. Und es ist ja nur eine kurze Zeit in dieses Arbeitsleben hineinzuschnuppern. Take it as an experience!

3 Kommentare:

  1. gibt es eigentlich für die notfälle sauerstoffmasken, wenn vor lauter menschen die luft in der bahn knapp wird? da lob ich mir meinen arbeitsweg von 4 km und ohne drängeln an der bahnsteigkante. bleib tapfer und strecke den kopf immer schön hoch hinaus (wegen der vieleicht etwas besseren sauerstoffzufuhr in den oberen luftschichten der bahnabteile) gruß mam

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  2. Anscha! :) Frauenwaggons? Echt? Und wenn da n Mann reingeht?
    Krise? Wieso das? Zu voll, zu laut, zu stickig??
    Klingt alles trotzdem spannend, würd ich gern selber sehen... Dreh doch mal n Film in der Ubahn. Aber machen möchte ich sowas aber nich ewig... dann doch lieber Pampa und Natur, is ja aber Geschmackssache.
    Das Essen sieht supergut aus, *magenknurrt*, feeetzt.
    Gehts dir gut? Vermisst du irgendwas? Isst du ordentlich und ziehst n Hemd an?? ;)
    Kussi

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  3. hallo du kleine,

    wieso frauenwaggons? haben die frauen angst, dass sie zu sehr von den männern bedrängt werden?? oder warum kriegen frauen ihre eigenen waggons? mach mal bilder von den geschminkten ingen und den handy-gugg japanern! und den männern mit taschen! und den vielen kleinen menschen! und, und, und...
    was ist eigentlich bei erdbeben-gefahr? gehen da alle in einen schutzbunker?
    und sag mal, wie siehts nun aus mit der nutella? oder gibts fischaufstricht zum frühstück :-)

    Kussis

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